und noch ein anderer Musäus

UM 500 lebte der spätgriechische, also byzantinische  Autor Musäus (auch Musäus Grammatikus), dessen Bearbeitung der Sage (griechische Mythologie)  Hiro und Leander zum kleinen Epos mittelalterliche und neuzeitliche Dichter beeinflusst hatte. Das Thema selbst ist schon bei Vergil und Ovid zu finden.

Kurz zum Inhalt:

Hiro ist eine Aphroditepriesterin in Sestos an der Meerenge Hellespont , die ihr Geliebter Leander aus Abydos allnächtlich durchschwamm, um mit Ihr vereint zu sein. Priesterinnen der Aphrodite sind ja jungfräulich, doch Leander dämpfte Hiros Angst vor der Göttin, da sie doch auch Göttin der Liebe sei und verstehen würde…
Aber die Lampe erlischt, welche Hiro als Wegweiser aufgestellt hat, in einem Sturm und  Leander verirrt sich und ertrinkt.
Am folgenden Morgen entdeckten Hiro seinen Leichnam und stürzte sich von einer Klippe in den Tod.

Kommt bekannt vor? Vielleicht daher?

und hier  eine Interpretation die (meinem)  Musäus mittels „Gebärdendolmetscher“ bis zur Schmerzgrenze  nacheifert

solchen Musäus gab es auch mal

von wikipedia.de

Musaeus

Musaeus (lebte vermutlich in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr.) war ein antiker römischer Autor von erotischen Schriften. Er war vermutlich ein Zeitgenosse von Martial und wird in dessen Schriften erwähnt. Danach muss er, ähnlich dem Sabellus, ein heute nicht mehr erhaltenes Lehrbuch der Liebe verfasst haben, das in seiner Deftigkeit nach heutigen Maßstäben als pornografisch einzustufen ist.

wikipedia über J.K.A. Musäus

Dieser ausführliche Beitrag ist auf wickisource zu finden:

Musäus: Johann Karl August M. wurde am 29. März 1735 zu Jena als einziger Sohn des Amtscommissärs und Landrichters Joseph Christoph M. geboren, der jedoch bald darauf als herzoglicher Rath, Justiz- und Oberamtmann nach Eisenach versetzt wurde. Das Haus des Vaters vertauschte er schon in seinem neunten Jahre mit dem seines Pathen und Oheims, des Superintendenten Dr. Johann Weißenborn († 1761) in Allstedt bei Weimar. Auch als dieser ein Jahr darnach (1744) zum Generalsuperintendenten in Eisenach befördert  wurde, blieb ihm die Erziehung des Knaben anvertraut. Sein Haus verließ M. erst, als er 1754 nach mehrjährigem Besuche des Eisenacher Gymnasiums die Universität Jena bezog, um Theologie zu studiren. Inscribirt war er schon am 13. Juli 1747 honoris causa worden. Um 1754 wurde er auch in die deutsche Gesellschaft daselbst aufgenommen. Nach vierthalb Jahren kehrte er, zum Magister der freien Künste promovirt, nach Eisenach zu seinen Eltern zurück. Die nächste Zeit widmete er praktischen Vorbereitungen auf den geistlichen Beruf. Seine Predigten fanden Beifall; auch war ihm schon die Pfarrstelle in dem Dorfe Farnroda bei Eisenach bestimmt: da wurde seine theologische Laufbahn durch die Weigerung der Bauern unterbrochen, welche es ihm verübelten, daß er sich von den harmlosen Vergnügungen der Jugend nicht frömmelnd fern gehalten hatte. Das verleidete ihm den geistlichen Stand für immer; er wandte sich ernstlich philologischen Studien zu. 1763 wurde er zum Pagenhofmeister in Weimar, 1769 zum Professor am Gymnasium daselbst ernannt. Nun konnte er (am 24. April 1770) seine Braut Elisabeth Magdalena Juliane Krüger (geb. am 3. März 1742) heimführen, um die er schon manches Jahr geworben hatte. In glücklicher Ehe schenkte sie ihm zwei Söhne. Um seine schmalen Einkünfte zu vergrößern, nahm M. Jahre lang Kostgänger (meist junge Livländer) ins Haus und ertheilte an adelige Herren und Damen Privatstunden. Später überhoben ihn die Honorare für seine Schriftstellerei, so kärglich sie auch in der Regel ausfielen, dieser Einschränkung in seiner häuslichen Freiheit und Muße. Er konnte sich sogar auf der Altenburg bei Weimar auf eignem Grund einen Garten anlegen und ein Sommerhäuschen bauen; die Herzogin Anna Amalia, seine Gönnerin, die ihn auch gewöhnlich zu ihren Gesellschaften und Theatervorstellungen beizog, übernahm, dasselbe im Innern auszustatten. Obwol ihn oft die Arbeit drückte und mancherlei Krankheiten heimsuchten, bewahrte er fast immer seine Heiterkeit. Diese liebenswürdige Eigenschaft, dazu seine einschmeichelnde, dienstfertige Höflichkeit gegen alle und seine harmlos-witzige Laune gewannen dem bescheidnen, aber in seinem Aeußern mitunter absonderlichen, komisch-originellen Manne die Herzen aller seiner Mitbürger. Zu seinen Freunden durfte er die litterarischen Koryphäen Weimars und viele der bedeutendsten Köpfe im übrigen Deutschland rechnen. Seine Schüler hingen mit inniger Liebe an dem wohlwollenden und anregenden, von Pedanterie und mechanischem Formalismus vielleicht nur allzu freien Lehrer. Als ihn ein jedem unerwarteter, doch von ihm selbst vorausgeahnter Tod am 28. October 1787 frühzeitig den Seinen entriß, gab Herder dem schmerzlichen Empfinden Aller Ausdruck, indem er in seiner Schulrede am Begräbnißtage die Humanität, die „gefällige, friedfertige und fröhliche Seele“ des Verstorbenen warm rühmte, „der an Einfalt des Charakters und an Güte des Herzens ein Kind, an unverdrossenem Fleiß und an Liebe zum gemeinen Besten ein Mann, ein redlicher Mann war“. Ein ungenannter Verehrer errichtete ihm kurz darnach ein einfach-schönes Denkmal auf dem Weimarer Friedhof.

Als Schriftsteller war M. ein ausgesprochener Gegner jeglicher Schwärmerei. Er bekämpfte die Empfindsamkeit des Richardson’schen Familienromans so gut wie die physiognomischen Phantasieen der Genieperiode. In den Anschauungen der rationalistischen Philosophie aufgewachsen, blieb er ihnen in der Hauptsache zeitlebens getreu. Die Führer der deutschen Aufklärung zählten fast alle zu seinen persönlichen Freunden; an ihrem kritischen Organe, der „Allgemeinen deutschen Bibliothek“, arbeitete er seit 1766 eifrig mit. Er besprach vornehmlich Romane und ähnliche Werke der schönen Litteratur. In energischem Tone, freimüthig und ohne Schonung griff er auch hier beständig Schwulst und falsche Sentimentalität an, besonders wenn dieselbe sich als undeutsche Nachäfferei ausländischer  Muster zu erkennen gab. Eine gründliche, ins Einzelne eindringende Kritik durfte er sich nur ausnahmsweise bei bedeutenderen Werken gestatten; meistens beschränkte er sich auf wenige, herb verurtheilende Worte. Den Ernst und die Würde des Kritikers wahrte er immer; doch ließ er, wo es die Sache erlaubte, auch gern in seinen Recensionen die satirisch-humoristische Laune spielen, mit welcher er seine selbständigen Schriften würzte.

Nachdem er sich schon an der Universität mit den neueren Werken der deutschen Litteratur vertraut gemacht und auch selbst gelegentlich ein Gedicht geschmiedet hatte, trat er 1760–1762 anonym mit dem dreibändigen Roman „Grandison der Zweite oder Geschichte des Herrn v. N.“ hervor. Weniger gegen Richardson selbst, obwol auch die Schwächen seiner Darstellung nicht ungerügt blieben, als vielmehr gegen seine deutschen Bewunderer und Nachahmer im litterarischen wie im praktischen Leben kehrte M. seine Parodie. Er schilderte einen ältlichen deutschen Landedelmann, der sich durch sein Entzücken über Richardson’s tugendseligen Rührroman hinreißen läßt, als ein neuer Don Quixote Grandison’s Thun und Gebahren sclavisch nachzuahmen, während sein Hauslehrer, halbgebildet, dünkelhaft und durch seine phantastischen Einfälle seinem derben, geistig beschränkten Gebieter verwandt, sich in Dr. Bartlett’s Rolle einlebt. Spottlustige Verwandte bestärken sie in dem Wahne, daß die Personen des englischen Romans wirklich lebende Menschen seien, und bestimmen sie, mit diesen eine Correspondenz anzuknüpfen, die zusammen mit jener kleinlichen Nachäfferei zu komischen Verwicklungen und lächerlichen Situationen aller Art führt. Die drastische Wirkung der Parodie wurde leider durch die langweilige Breite der Erzählung abgeschwächt; auch schadete ihr der eintönige, nirgends individuell gefärbte, aber vielfach mit alltäglichen Reflexionen und Moralbetrachtungen ausgeputzte Briefstil, den M. ebenso gut nach Gellert’s wie nach Richardson’s Musterbeispielen gebildet hatte. Der Aufbau der Geschichte war ziemlich locker und episodenhaft, die Handlung überdies nicht zu Ende geführt. Gleichwol erwarb sich das Werk als Deutschlands erster komisch-satirischer Roman, dem bald, zum Theil direct von ihm abhängig, ähnliche Versuche von Wieland, Wetzel und Johann Gottwerth Müller folgten, den Beifall der Leser und, wenn auch mit manchen Beschränkungen, das verdiente Lob der Kritik (Thomas Abbt im 314. Litteraturbrief). Zwanzig Jahre darnach (1781–1782) arbeitete M., der die Mängel seiner Erzählung klar erkannte, dieselbe mit gutem Geschick von Grund aus zu einem vollständig neuen Werke um, zog sie in zwei Theile zusammen, jetzt unter dem Titel „Der deutsche Grandison, auch eine Familiengeschichte“, vertauschte die Briefform wenigstens in der Hälfte des Buches mit einfacher epischer Darstellung und vermied dadurch mehrmals die frühere Monotonie des Vortrags, faßte sich durchweg kürzer und fügte nicht nur den zuvor vermißten Abschluß, sondern auch eine längere Vorgeschichte des Romans bei, in welcher der phantastisch schwärmende Landjunker in derselben Weise den Robinson Crusoe wie hernach den Grandison copirt.

Nach dem Antritt seines Weimarer Lehramtes ließen die Berufsgeschäfte lange M. zu keiner größern poetischen Arbeit kommen. Künstlerisch werthlos und in der Geschichte unserer Litteratur ohne Bedeutung war die dreiactige Oper „Das Gärtnermädchen“, die er nach dem französischen Roman „La jardinière de Vincennes“ unter dem unmittelbaren Einfluß der Singspiele Christian Felix Weiße’s verfaßte (1771 gedruckt): seinen Bühnenerfolg verdankte das weitschweifige, uninteressante und oft platte Stück nur der musikalischen Composition des Weimarer Capellmeisters E. W. Wolf. Ein Vorspiel mit Gesang „Die vier Stufen des menschlichen Alters“, welches M. zur gleichen Zeit schrieb und Johann Adam Hiller componirte, wurde gar nicht durch den Druck veröffentlicht.

Erst 1778 verlockte ihn eine neue „Modeschwärmerei“ wieder zu einem humoristischen Roman „Physiognomische Reisen, voran ein physiognomisch Tagebuch“ (in vier Heften 1778–1779 anonym herausgegeben). Wie bei seinem „Grandison“, so waren auch hier Cervantes und Fielding seine Muster. Nach ihrem Beispiel schilderte er die Erfahrungen eines gläubigen Anhängers der Lavater’schen Physiognomik zu Hause und auf einer abenteuerlichen Reise, die derselbe unternimmt, um seinen Sinn für die neue Wissenschaft auszubilden und seine Kenntnisse darin zu vermehren; aber er erlebt eine Enttäuschung um die andere, fühlt sich dadurch zu manchen Bedenken und Widersprüchen gegen Lavater’s Lehre angeregt und gelangt trotz allen Sträubens schließlich zu der Einsicht, daß dieses System auf falsche Grundsätze gebaut ist, weil es das individuelle, subjectiv verschiedne, unsichere Gefühl und nicht den Verstand, der nach zuverlässigen, für alle Menschen gleichmäßig gültigen Regeln entscheidet, zum Richter seiner Urtheile macht. M. bestritt keineswegs den Werth oder die Berechtigung der Physiognomik überhaupt, sondern nur Lavater’s Methode, seine und seiner Anhänger übertriebne Ansichten und Erwartungen von jener Wissenschaft und die einseitig philanthropischen Tendenzen, welche er mit ihr verfolgte. Persönlich schätzte er den „herzguten, lieben Schwärmer“ Lavater ungemein und machte auch in seinem Buche kein Hehl daraus; aber er bezweifelte, daß es für den Physiognomisten genüge, die Eigenschaften und Kräfte des menschlichen Geistes und Herzens zu enträthseln, wenn er nicht zugleich erkenne, ob der einzelne sie zu guten oder bösen Zwecken anwenden werde. Nicht blos Menschenliebe, sondern Menschenkunde sei darum der Hauptzweck der Physiognomik; daraus würde jedoch oft Menschenhaß folgen. Aber M. leugnete überhaupt die Möglichkeit, in den Gesichtszügen allein, ohne daß wir von den Handlungen eines Menschen Kenntniß haben, seine einzelnen sittlichen und geistigen Eigenschaften zu entdecken; nur Thatkraft oder Passivität könne man in ihnen unterscheiden. So waren die „Physiognomischen Reisen“ nach ihrem Inhalt keineswegs eine unbedingte Satire auf Lavater’s „Fragmente“; sie waren auch der Form nach keine rein durchgeführte Parodie. Die ironische Darstellung war öfters durch directe Polemik unterbrochen. Auch im Stil carikirte M. bald die alterthümelnde, familiäre und burschikose Sprache der Kraftgenies und parodierte glücklich Ausdrücke oder ganze Abschnitte des Lavater’schen Werkes, bald aber fiel er in seinen eignen, einfacheren und ruhigeren, auch doctrinäreren Ton zurück. Seiner Schilderung fehlte es nur zu oft an Witz im Einzelnen; vor Allem aber hätte sie umfassender und tiefer sein sollen. M. hätte sich genauer an Lavater anschließen und demnach ein wohlgeordnetes, erschöpfendes Abbild des gesammten physiognomischen Treibens zeichnen, nicht aber blos einzelne wenige Scenen daraus, die er wieder kunstlos episodenhaft an einander reihte, unendlich breit ausmalen sollen. Die gleichzeitigen Leser erkannten diese Mängel des Buches nur unvollkommen. Das zeitgemäße Thema, wol auch die gelegentlichen Anspielungen auf andere Modethorheiten oder litterarische Lächerlichkeiten jener Tage (Gaßner’s Wundercuren, Karl Friedrich Cramer’s Klopstockcultus u. dgl.) machten den humoristischen Roman schnell überaus beliebt. Er erlebte in dritthalb Jahren drei starke Auflagen; an lobenden Recensenten fehlte es nicht; auch Nachahmer stellten sich ein.

Dieser Erfolg bewog den Autor, nunmehr sein litterarisches Talent fleißiger auszubeuten. 1782–1787 veröffentlichte er in fünf Theilen sein verbreitetstes Werk „Volksmärchen der Deutschen“. Auch hier griff M. unmittelbar in die litterarische Bewegung seiner Zeit ein. Zachariä,BürgerWielandVoß u. a. hatten bereits in mehr oder weniger freier Weise alte deutsche oder ausländische Märchen übersetzt, modernisirt, dichterisch umgestaltet. Aehnliche Bestrebungen waren seit Jahrzehnten in Frankreich hervorgetreten; die großen Sammlungen  von Märchen und mittelalterlichen wunderreichen Romanen, die dort gerade damals veranstaltet wurden, wirkten mannigfach nach Deutschland herüber. M. schöpfte aus verschiednen dieser Quellen, aus den fabelhaften Berichten mittelalterlicher Chronisten, aus den Feenmärchen und Sagensammlungen der Ausländer, aus gedruckten altdeutschen Mythen; namentlich aber ließ er sich von Leuten des Volks erzählen, was sich von Wunder- oder Spukgeschichten in der mündlichen Ueberlieferung des Volks erhalten hatte. Wirkliche alte Volksmythen boten ihm viel weniger den Stoff zu seinen Märchen als relativ späte Localsagen. Die historischen Ereignisse und Persönlichkeiten, an welche diese anknüpften, suchte er möglichst bestimmt, fast wissenschaftlich genau darzustellen und zerstörte dadurch sowie durch seine sonstigen wissenschaftlichen, ja geradezu rationalistischen Erklärungen und Bemerkungen oft die poetische Stimmung und den kindlich-gläubigen Ton des Märchens. In gleicher Weise schadeten die zahlreichen Anspielungen auf Vorgänge im modernen Leben und in der modernen Litteratur der Naivität des Vortrags. Reflexion und moralische Didaxis drängte sich überhaupt zu stark hervor. Mit Recht hat man daher diesen Erzählungen den Namen Volksmärchen abgesprochen und sie vielmehr als Märchennovellen bezeichnet. Der festere Aufbau der Handlung, die sorgfältige Charakteristik, das reiche, geschmackvolle Colorit waren das Verdienst des Novellisten, welcher die ihm überlieferten Märchen pragmatisch zu motiviren, psychologisch zu vertiefen und malerisch auszuschmücken strebte. Seine Sprache, welche die Leser ebenso durch Einfalt und Leichtigkeit wie durch Anmuth und phantastischen Reichthum an Farben und Bildern bezauberte, hatte M. namentlich an Wieland’s Stil gebildet. Ihren Vorzügen verdankte er großentheils den außerordentlichen Erfolg des Werkes, das wiederholt (nach dem Tode des Verfassers 1806 von Wieland) aufgelegt und alsbald von zahlreichen Schriftstellern fortgesetzt oder nachgeahmt wurde.

An poetischem Werth und an litterarischem Erfolge kam den „Volksmärchen“ keine von Musäus’ späteren Arbeiten gleich. 1785 schrieb er den erklärenden Text zu einem von J. R. Schellenberg mitunter mittelmäßig gezeichneten Totentanz, „Freund Hein’s Erscheinungen inHolbein’s Manier“, kleine Charakterbilder, unsäglich arm an Handlung, aber strotzend von nüchterner Alltagsmoral, fast regelmäßig von allgemeinen Sentenzen umrahmt, die, obwol weit hergeholt und mit dem eigentlichen Inhalt der Geschichte nur lose verbunden, doch meistens zu breiten Betrachtungen oder gar zu langen poetischen Phantasieen ausgesponnen sind. Durchaus sind unverträgliche Elemente gemischt: naive Vorstellungen des Todes mit einem Uebermaß von gelehrter Reflexion, ein ernster, ja schauriger Inhalt mit humoristisch-heiterer Form, ungelenke oder flüchtig tändelnde Verse mit schwülstiger Prosa; so wird nirgends eine einheitliche ästhetische Stimmung oder überhaupt ein reiner künstlerischer Eindruck erzielt. 1787 folgte ein Bändchen „Straußfedern“, d. h. Erzählungen, deren Stoffe M. fremden Autoren entlehnt, vielleicht auch zufällig am Weg aufgelesen und nun in seiner Weise bearbeitet hatte. Es waren vier künstlerisch unbedeutende Novellen, weder durch tiefe Probleme noch durch Kunst der Composition ausgezeichnet, breit erzählt und oft mit gezwungener Laune fade gewürzt, von derber, bisweilen sogar lüsterner Sinnlichkeit nicht frei, wenngleich niemals schmutzig oder schlüpfrig. Wenig interessante Liebesabenteuer bildeten hauptsächlich den Inhalt, plumpe Intriguen bewegten den Gang der Handlung; von feinerer Charakteristik konnte man wenig merken, dagegen waren weder äußerliche Motive noch selbst ein roher, aller Romantik entkleideter Spukapparat verschmäht. Noch schwächer waren allerdings die Erzählungen, welche nach Musäus’ Tode Johann Gottwerth Müller in den folgenden Bänden der „Straußfedern“ sammelte. Nur für Kinder interessant, wenn auch mancher Ausdruck und besonders manche Anmerkung nur für Erwachsene verständlich war, von kindlichem, bisweilen kindischem Inhalt und eben solcher Moral war das von Friedrich Justin Bertuch 1788 herausgegebene Büchlein, an dessen Vollendung M. durch den Tod gehindert wurde, „Moralische Kinderklapper für Kinder und Nichtkinder“, frei nach Monget’s „Hochets moraux“ (1782) ausgearbeitet. Rhythmisch eintönige, fast durchweg jambische Prosa wechselte mit leicht gereimten Versen; aber kindlich-naive, gutmüthige Laune sprach sich überall nicht ohne Anmuth aus. Interessanter und zum Theil auch künstlerisch bedeutender waren die Aufsätze, welche gleichfalls nach dem Tode des Verfassers sein Zögling August v. Kotzebue in den „Nachgelassenen Schriften“ gesammelt hat (1791). Ein harmloser, fröhlicher Humor verlieh diesen kleinen Arbeiten ihren eigenthümlichen Reiz, den vortrefflich im einfachsten Plauderton geschriebenen, aber inhaltlich oft nichtigen Briefen sowol wie den culturhistorisch merkwürdigen, geschickt entworfenen autobiographischen Skizzen „Modischer Lebenslauf eines unmodischen Weltbürgers“ und „Lästige Polizeianstalten für Spaziergänger“; die Schilderung des Weimarer Schloßbrandes von 1774 dagegen zeichnete sich durch Lebhaftigkeit und Anschaulichkeit aus. Auch mehrere Gedichte theilte Kotzebue aus dem Nachlaß mit, fast ohne Ausnahme Gelegenheitsstücke, die M. großentheils zum Geburtstag seiner Gattin oder zur Hochzeit von Freunden verfaßt hatte, wie er denn überhaupt als Gelegenheitspoet (selbst gegen Bezahlung) mehrfach noch in seinen letzten Jahren thätig war. Künstlerisch unbedeutend, in der Form niemals streng correct, zeigten seine Reimereien meist den Einfluß der Gleim’schen Poesie und zwar sowol der Grenadierlieder als der tändelnden Anakreontik des Halberstädter Kreises; seine Knüttelverse, anfangs ganz regellos und ungehobelt, inhaltlich dürftig, platt und sinnlich derb, näherten sich später wenigstens äußerlich mehr dem von Goethe und den Genossen des Sturms und Drangs erneuten Hans Sachsischen Muster.

Kotzebue leitete die „Nachgelassenen Schriften“ mit einer liebevollen, kurzen Charakteristik seines ehemaligen Lehrers ein, die vorher im „Deutschen Mercur“ (December 1790) veröffentlicht worden war. Auf ihr hauptsächlich beruht der Artikel über M. bei Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, III, 759–770 (Leipzig 1808). Aus Jördens wieder schöpfte, doch nicht ganz unselbständig, der Biograph in W. Hennings „Deutschem Ehrentempel“, III, 97 bis 113 (Gotha 1822). Endlich entwarf Dr. Moritz Müller 1867 zu Jena „ein Lebens- und Schriftstellercharakterbild“ von M., einfach und bescheiden, doch mit fleißiger Benutzung der älteren Hilfsmittel und neuer Quellen. Das litterarische Verdienst seines Helden hat Müller freilich ebenso wie alle seine Vorgänger überschätzt. Mittheilungen aus dem Kirchenbuch zu Jena und aus den Acten der dortigen Universität verdanke ich Herrn Professor Dr. Berthold Litzmann daselbst.

Meyers Großes Konversations-Lexikon 1909 über Musäus

Johann Karl August Musäus, Schriftsteller, geboren 29. März 1735 in Jena, gestorben 28. Oktober 1787 in Weimar, studierte seit 1754 in Jena Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister am weimarischen Hof, 1770 Professor am dortigen Gymnasium.

Seine erste literarische Veröffentlichung war: »Grandison der Zweite« (1760-62, 2 Bde.; später umgearbeitet: »Der deutsche Grandison«, 1781-82, 2 Bde.), womit er dem schwärmerisch-sentimentalen Enthusiasmus für den gleichnamigen Roman des Engländers Richardson satirisch entgegenwirken wollte. Dann folgten die gegen Lavater gerichtete Satire »Physiognomische Reisen« (1778-79, 4 Hefte) und die »Volksmärchen der Deutschen« (1782-86, 5 Bde., u. ö.), welche die aus dem Volksmund genommenen Märchen- und Sagenstoffe keineswegs in naiv volksmäßiger Gestalt wiedergeben, sie vielmehr in Wielands Manier mit allerlei satirischen Streif- und Schlaglichtern ausstatten, aber dennoch durch joviale Laune, liebenswürdige Schalkhaftigkeit und lebendige Anmut des Vortrags, die aus ihnen spricht, einen eigentümlichen Reiz besitzen. Unter Musäus übrigen Schriften sind hervorzuheben: »Freund Heins Erscheinungen in Holbeins Manier« (1785), Darstellungen mehr betrachtender als erzählender Manier, und die Sammlung von Erzählungen: »Straußfedern« (1787, Bd. 1). Seine »Nachgelassenen Schriften« wurden mit Charakteristik herausgegeben von seinem Verwandten und Zögling August von Kotzebue (1791).

Meyers Großes Konversations-Lexikon. Sechste Auflage 1905-1909

Quelle: Goethezeitportal

Conversations-Lexikon 1811 über Musäus


Johann Carl August Musäus. Dieser Lieblings-Schriftsteller der Deutschen in der schönen Literatur wurde im Jahr 1735 zu Jena geboren, wo sein Vater Landrichter war. In seinem neunten Jahre nahm ihn sein Vetter, der Superintendent Weissenborn zu Altstädt, zu sich; und als dieser nach einem Jahre General-Superintendent zu Eisenach ward, so zog der junge Musäus auch mit dahin, und blieb in dem Hause seines Wohltäters, von welchem er eine anständige Erziehung erhielt, bis in sein 19 Jahr. Jetzt ging Musäus nach Jena und studierte daselbst Theologie. Er kehrte nach vierthalb Jahren zu seinen Eltern zurück, lebte darauf einige Jahre als Kandidat des Predigtamts zu Eisenach, und predigte oft mit Beifall daselbst. Er sollte darauf Pfarrer zu Pfarrode bei Eisenach werden; allein die Bauern nahmen ihn nicht an, weil er einmahl getanzt hatte. Im Jahr 1763 kam er als Pagenhofmeister nach Weimar, und nach 7 Jahren als Professor ans Gymnasium. Nun heiratete er, und bekam 2 Söhne. Sein Tod erfolgte im Oktober 1787, und rührte von einer höchst seltenen Krankheit, von einem Polypen am Herzen, her.

Seine physiognomischen ReisenVolksmährchen und Straußfedern gehören unter unsre originellsten, launigsten und unterhaltendsten Schriften; Neuheit, Leichtigkeit und edle Gesinnungen herrschen darin in seltener Harmonie.

Seine beschränkte Lage und die Dürftigkeit, in welcher er sein ganzes Leben zubrachte, raubten ihm bei seinem ohnedies furchtsamen Charakter das vernünftige Selbstvertrauen: er war der Letzte, der sich von dem inneren Werte seiner Schriften überzeugte; und nur sein kärgliches Auskommen bewog ihn, als Schriftsteller aufzutreten. Als Mensch war Musäus heiter und aufgeweckt, und trotzte allen Beschwerden des Körpers und seiner drückenden Lage. Nach seinem Tode gab Herr Bertuch seine moralische Kinderklapper (eine vortreffliche Sammlung von Kindererzählungen), und Herr von Kotzebue seinenachgelassenen Schriften mit einer Nachricht von seinem Leben heraus.

Conversations-Lexikon oder kurzgefaßtes Handwörterbuch. 1. Auflage 1809-1811. Neusatz und Faksimile (Digitale Bibliothek; 131) Berlin: Directmedia 2005, S. 3265 f. Redigiert.

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Quelle: Goethezeitportal

Textarbeit an Richilde

Was machst Du denn am Text vom  Musäus, der ist  doch ein deutscher Autor und Du murkelst da so lange rum?

Die Frage war berechtigt. Wobei, lange – dieser Zeitbegriff ist relativ. Klar habe ich länger gebraucht als man braucht, es nur auf die heutige Rechtschreibung umzusetzen. Ursprünglich wollte ich daraus ein Programm machen, es also vortragen. Aber schon beim ersten Lesen war mir klar, damit kann ich ein beliebiges Publikum, egal wie erwachsen  und gutwillig sie sind, nicht solange „bei der Stange“ halten, wie die Lesezeit dauert. Dafür hatte Musäus  seiner geschichtlichen und sprachlichen Bildung neben seiner gesteigerten Fabulierfreude, seinem Witz  und seiner Wortschöpferei einen zu breiten Raum gegeben. Das war für lesende Zeitgenossen damals wohl noch verständlich, doch muss dem heutigen Leser schon oft erklärt werden, was da so ganz nebenbei in altgriechisch oder lateinisch benannt wurde, auch haben sich die Schwerpunkte der Bildung verändert – kurzum, wenn man den Hörer bzw. Leser stets „mitnehmen“ möchte, ihn also in der Erzählung lassen , muss da was gemacht werden – so meine Intention.

Nur mal den Anfang von Richilde im Original:

Gunderich der Pfaffenfreund, Graf von Brabant, lebte um die Zeit der Kreuzzüge mit so exemplarischer Frömmigkeit, daß er den Namen des Heiligen so gut verdient hätte, als Kaiser Heinrich der Hinker; seine Hofburg sah einem Kloster ähnlich, man hörte da keine Sporen klirren, keine Rosse wiehern, keine Waffen rauschen; aber die Litaneien andächtiger Mönche und das Geklingel der Silberglocken tönten ohn Unterlaß durch die Hallen seines Palastes. Der Graf versäumte keine Messe, wohnte fleißig den Prozessionen bei und trug eine geweihte Wachskerze, wallfahrtete auch an alle heilige Örter, wo Ablaß erteilt wurde, auf drei Tagereisen weit rings um sein Hoflager. Dadurch erhielt er die Politur seines Gewissens so rein und unbefleckt, daß auch kein sündlicher Hauch daran haften konnte, dennoch wohnte bei dieser großen Gewissensruhe keine Zufriedenheit in seinem Herzen, denn er lebte in kinderloser Ehe und besaß gleichwohl große Schätze und Renten. Diese Unfruchtbarkeit nahm er als eine Strafe des Himmels an, weil, wie er sagte, seine Gemahlin zu viel eiteln Weltsinn habe.

Die Gräfin grämte sich innerlich über diesen frommen Wahn. Obgleich die Andächtelei eben nicht ihre Passion war, so wußte sie doch nicht eigentlich, wodurch sie das Strafgericht der Unfruchtbarkeit verdienet haben sollte, denn die Fruchtbarkeit ist ja nicht eben eine Prämie der weiblichen Tugend. Indessen verabsäumte sie nichts, den Himmel, wenn die Vermutung ihres Gemahls allenfalls Grund haben sollte, durch Fasten und Kasteien zu versöhnen, aber diese Bußübungen wollten nicht anschlagen, und ihre Taille wurde bei dem strengen Regime nur immer schlanker.

Ich mag ja die Sprache dieser Zeit, ich liebe auch den Grimmelshausen mit seinem abenteuerlichen Simplizissimus, doch in unserer eiligen Zeit wird so eine Art zu erzählen für viele Leser zu unerfreulich, als dass sie sich darauf einlassen könnten und sie müssen deshalb auf diese „aufklärerische Art“ Märchen zu erzählen verzichten, die den Leser doch so reich beschenkt und dabei so liebenswert unsentimental ist.
Deshalb ließ ich mich auf das Abenteuer  ein, ganz in Musäus und seine Märchen abzutauchen um ihn in das 21. Jahrhundert herüberzuholen.

  • Weiß der „normale“ Leser heute, wer Albertus Magnus war?
  • Kann er mit dem Konzil von Lyon was anfangen, oder muss ich das erklären?
  • Sind Worte wie „Pönitenz“ jetzt noch von irgendeiner Bedeutung und hier angebracht?
  • Ist die Formulierung „geistliche Benediktion“ für den heutigen Leser witzig?
  • Hat der Leser an solchen verschachtelten Nebensätzen Freude?
  • Wirkt die alte Dativform jetzt nicht  zu manierlich?

Diese und andere Fragen stellten sich mir auf jeder Seite und ich versuchte sie alle zu klären. Ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht, bisher haben noch nicht viele das e-book gekauft und von den zwei Rezensenten, die es so grandios bewertet haben, kenne ich einen aus der Märchenerzählerriege und hatte  mal von meiner Beschäftigung erzählt, keine Ahnung, inwieweit da die Pathien Em- und Sym-  (Da war ich aber eben witzig wie Musäus, was?) noch eine Rolle spielte. Bleibt mir nur abzuwarten, das ganz viele gekauft haben und dann eine Rezension schreiben möchten.

Richilde

Meine Textbearbeitung der Richilde kann man als E-Buch auf amazon erwerben, das sind ohne Vorwort gut 10.900 Wörter feinster Märchenironie  für den Preis von 0,99 €, die Illustrationen gar nicht erst erwähnt- bessere Käufe kann ein Literatur- und Märchenfreund kaum machen – meine ich jedenfalls.

Das Cover habe ich gewechselt und mich für ein mehr oder weniger einheitlichen Auftritt entschieden

Richilde

Hier kann man den Misserfolg des schönen Märchens im verkauf beobachten:

Amazon-Verkaufsrang
von NovelRank

Das ist der Mann,der mich beschäftigt!

und weil ich daran Freude habe – will ich darüber berichten, in der Hoffnung diese Freude weiterzugeben.  Ich bin gerade dabei, seine Volksmärchen der Deutschen zu bearbeiten, hatte mit der Richilde angefangen, um sie „programmtauglich“ zu machen und traue mir so ein Programm dann doch nicht zu. Die einzelnen Märchen sind mir für ein Ein-Personen-Programm auch nach Bearbeitung  zu opulent,  eine Hörbuchreihe könnte ich mir aber gut vorstellen und natürlich – eine Lesereihe.